Unser Tag beginnt heute, zumindest bei mir mit gemischten Gefühlen. Es geht nämlich in den Arches National Park. Dieser ist eine der wenigen extrem bekannten (und ich weiß immer noch nicht so ganz wieso … aber dazu am Ende mehr). Soweit so gut. Er wäre also einfach ein weiterer Park auf unserer Liste.

Geplant haben wir unsere Route ja irgendwann im November. Anfang des Jahres hat der Park dann verkündet, dass es heuer sehr große Umbauarbeiten an der Straße geben wird. Die Straßen und Parkplätze sind einfach zu klein geworden für die Horden an Menschen die jeden Tag den Park belagern.
Und so sind Teile des Parks dauerhaft gesperrt und der Park ist unter der Woche nur von 7 AM bis 7 PM geöffnet. Nicht so schlimm denkt ihr? Ja im ersten Moment klingen diese Zeiten ganz ok.

Aber: erstens ist es hier in der Gegend immer extrem heiß und man sollte daher die langen Wanderungen gleich in der Früh machen. Mit Fahrzeit usw. kann man damit aber frühestens um 8 beginnen. Und da ist es für gewöhnlich schon extrem heiß. Ok mein Gott … da muss man eben durch.
Weiter geht es aber mit den Nachteilen: den Delicate Arch fotografiert man eigentlich beim Sonnenuntergang. Nicht nur weil dies einfach ein Event ist, sondern auch weil das Licht sonst immer zu hart ist. Ihr werdet dann sehen, dass der Arch ganz alleine steht und daher ein Licht/Schatten Spiel benötigt um interessant zu wirken. Ja auch das ist schade aber kann man nicht ändern. Wieso die Parkverwaltung so einen drastischen Schritt unternimmt versteht wohl keiner. Die Aufregung war auch groß und der Park plante daher am Wochenende keine Bauarbeiten. Somit ist Freitag und Samstag der Park die ganze Nacht geöffnet. Mit unserer fertigen Planung und vor allem den gebuchten Hotels bringt uns das jedoch auch wenig. Die Bauarbeiten wurden einfach viel zu spät kommuniziert.

Alles verschmerzbar, da ich mich bis vor wenigen Wochen gefreut habe, dass keine wichtigen Teile untertags gesperrt sind. Einer dieser Teile ist der Devils Garden, indem sich der berühmte „Landscape Arch“ befindet. Einer der größten Steinbögen der Welt … und wohl einer der nächsten der in sich zusammen brechen wird. Die Arbeiten in diesem Gebiet sollten am 3. Juni abgeschlossen sein. Eine Woche vor unserem Urlaub verlautbarte der Park aber, dass die Arbeiten leider bis 16. Juni dauern werden. Und damit bleibt uns der Devils Garden verwehrt. Tja … und das ist wirklich ärgerlich.

Soviel also zur Ausgangssituation zu diesem Tag. Wir wollten uns aber nicht die Freude verderben lassen und schauten einfach mal was da kommen wird.
Eines war aber klar: um punkt 7 AM Uhr standen wir am Parkeingang. Und ach du meine Güte – hier war die Hölle los. Hunderte Autos warteten bereits rein gelassen zu werden. So viele Autos wie wir sonst den ganzen Tag nicht sehen.

Aber jetzt mal zum Park selbst:

“Dies ist der schönste Platz auf Erden” … so hat Edward Abbey seine Eindrücke als Park Ranger im Arches National Park beschrieben. Das war jedoch lang vor der Ernennung zum Nationalpark und der damit einhergehenden großen touristischen Erschließung. Letztes Jahr besuchten knapp 1,5 Millionen Touristen den Park. Zwar nicht viel im Vergleich zu seinen großen Verwandten aber trotzdem beeindruckend. Diese sind außerdem flächenmäßig auch bedeutend größer.
Berühmt ist der Park – wie es der Name schon sagt – für seine Steinbögen (engl. Arches). Diese wurden wieder, wie könnte es anders sein, durch Erosion geschaffen. Der recht weiche Sandstein zerfiel zu Wänden aus denen dann wiederum Teile herausbrachen. Je nach Wind und Wetter wurden diese dann so sehr geweitet, dass sie teilweise 100 Meter im Durchmesser betragen. Wer das ganze lieber grafisch möchte, für den habe ich hier das entsprechende Infoschild im Park fotografiert:

Irgendwann fällt jedoch jeder Arch in sich zusammen. Wieder einmal eine beeindruckende Möglichkeit um daran zu denken wie kurz unsere Zeit auf der Erde ist. Arches sind gekommen und gegangen und wir haben es nicht mitbekommen – genauso wie sie es in Zukunft tun werden. Ob mit der Menschheit oder ohne …

Das hier ist aber kein Philosophieblog und daher jetzt genug davon. Im Arches National Park gibt es fast 300 Arches und darunter auch der Wichtigste – der Delicate Arch. Seines Zeichens Wahrzeichen von Utah.

“Du siehst nichts aus dem Auto aus. Du musst raus aus dieser verdammten Kiste und zu Fuß gehen, besser noch, auf Händen und Knien kriechen, über den Sandstein, (…)” (Edward Abbey).
So krass wie Abbey es uns in seinem Buch “Desert Solitaire” schildert werden wir es nicht angehen. Auf den Füßen zu gehen reicht uns – hoffentlich ;). Also Wanderschuhe binden und auf geht es …

Damit jeder weiß wo wir uns befinden, hier wieder die Karte des Parks:


Quelle: http://www.nps.gov

Wir betreten den Park durch den einzig gut erschlossenen Eingang im Süden. Alle anderen Zufahrten sind sehr schlechte Dirtroads und eigentlich für 4×4 Fahrer gedacht.

Gemeinsam mit der Autoschlange schlängeln wir uns die lange Straße bis zum Trailhead vom Delicate Arch (mittig rechts). Der Parkplatz ist gigantisch groß aber bisher nur zu gut einem Drittel gefüllt. Das sollte sich aber extrem schnell ändern.
Wir schnüren also unsere Schuhe und stapfen los.

Eine Stunde braucht man in etwa bis man den Arch erreicht hat. Der Weg geht aber teilweise sehr steil nach oben und ist wirklich alles anderes als easy. Jeder muss hier seine eigene Geschwindigkeit finden, was normal auch kein Problem ist.
Nur hier gleich das Ganze einer Pilgerfahrt. Vor und hinter uns sind hunderte Leute. Es ist eine gigantische Menschenschlange die sich den Slickrock hinauf zieht. So macht das keinen Spaß.

Außerdem fängt nach ein paar hundert Metern der Wind an aufzufrischen. Eigentlich hatten wir das Gefühl, dass der Wind von gestern komplett nachgelassen hat. Es hat sowieso nur 25°C und der Wind ist sehr kalt. Spoiler: einen Tag später bin ich leicht verkühlt.

Wir kommen aber beim Arch an und es sind bereits sehr viele Leute da. Ich habe schon Mühe ein Bild ohne Person zu bekommen aber es geht gerade noch:

1950 wollte man diesen Arch, der auf den Kennzeichen von Utah abgebildet ist, tatsächlich mit einer Plastikplane überziehen um ihn vor der Witterung zu schützen. Man sah aber dann ein, dass diese Erhaltungsmaßnahme zu weit geht. Der National Park Service besann sich dann auf die Aufgabe “die Natur vor dem Einfluss der Menschen zu schützen” und nicht die “Natur vor sich selbst zu schützen”. Und wie bereits erwähnt – jeder Arch hat ein Ablaufdatum.

Nur Sekunden später fängt das an wovon ich eigentlich immer gelesen habe, dass hier nicht passiert. Die Touristen stellen sich reihenweise unter den Arch um Fotos zu machen. Es ist komplett sinnlos … der Arch ist so groß, dass man die Personen eh nicht erkennt. Somit zerstören sie jedem ein Bild von dem Arch. Danke!
Vielleicht solle ich hier auch noch erwähnen, dass sich hier hauptsächlich europäische Touristen befinden. Das ist seltsam weil bisher waren immer die Einheimischen in der Überzahl. Hier oben am Berg hört man aber fast nur deutsche und französische Wörter.

Ok wir machen also zuerst einmal ein Selfie, was bei diesem Wind etwas seltsam aussieht 😀

Dann stellen wir uns eben auch an dieser langen Schlange an um ein Bild von uns zu machen. Eine netter deutscher Tourist (den wir noch öfter an diesem Tage sehen werden) bat uns an Bilder zu machen, was wir danken annahmen. Die Bilder sind aber … naja. Das ist halt das Problem wenn andere Leute Bilder machen. Sie meinen es ja ganz gut, aber in den meisten Fällen kann man sich das sparen. Abgesehen davon merkt man sofort: es ist eben sinnlos sich selbst mit dem Arch abzubilden. Einfach zu groß …

Der Rummel und die Kälte werden immer schlimmer also entschließen wir uns hier abzuhauen. Das ist wirklich nichts für uns. Es gleicht eher einem Fest als einer Sehenswürdigkeit. Das ist absolut unwürdig. Hier wird geschrien, rumgelaufen, usw. Das sind wir von den letzten Tagen einfach nicht gewohnt.

Am Rückweg nehmen wir noch den Twisted Doughnut Arch mit. Erst zuhause habe ich gesehen, dass man durch diesen den Delicate Arch fotografieren kann – sehr schade.

Nicht ganz eine Stunde später befinden wir uns wieder vor dem Parkplatz, wo sich noch eine historische Hütte befindet – die Wolfe Ranch. In ihr hat vor etlichen Jahrzehnten ein Vater mit seinem Sohn hier völlig einsam gelebt. Erst 10 Jahre später kam seine Frau nach und verlangte, dass er eine größere Hütte baut. Das auf den Bildern ist bereits die größere Hütte 😀

Die Hütte selbst gibt nicht sehr viel her aber vor dem Parkplatz des jetzigen Trailheads ist das wie eine Verhöhnung. Ich frage mich wie viele Menschen sich der Ironie hier bewusst sind. Eine Hütte in der eine Familie vor nicht allzu kurzer Zeit völlig einsam gelebt hat und heute tausende Menschen die einen Stein besichtigen.

Um die Ecke gibt es auch wieder Petroglyphen, wie vor zwei Tagen im Capitol Reef. Diese hier sind aber viel deutlicher zu erkennen:

Jetzt kommen wir zum Parkplatz zurück und sind geschockt. Zwei Stunden nach unserer Ankunft kreisen hier bereits die Leute und für die Toilette muss man sicher schon eine halbe Stunde warten.

Wir hoffen jetzt einfach mal, dass die Menschen sich alle hier befinden und fahren weiter zum Delicate Arch Viewpoint. Dieser liegt deutlich unterhalb des Arch, aber mit einem Teleobjektiv gelingen doch ganz gute Bilder.

Weiter geht es zum Sand Dune Arch. Wie der Name schon sagt, erreicht man diesen über einen kurzen aber sehr sandigen Trail. Leider ist die Lichtsituation sehr bescheiden, aber der Andrang hält sich hier wirklich in Grenzen.

Daher beschließen wir auch weiter zum „Broken Arch“ zu gehen. Seinen Namen hat er erhalten weil er oben in der Mitte bereits durchgebrochen ist. Wie lange dieser wohl noch hält?
Der Trail dahinter ist aber schon nicht einfach. Es ist bereits Mittag und die Sonne brennt erbarmungslos runter. Schatten gibt es auf dem Pfad der quer durch die Wüste führt keinen.

Trotzdem beschließen wir aus irgendeinem Grund auch noch weiter zum Tapestry Arch zu gehen (Achtung: heutige Bonusmeile! 😉 ). Diese Wanderung zieht sich enorm in der Hitze. Dort angekommen treffen wir den Deutschen von vorhin wieder, der von uns ein Bild gemacht hat.

Wir setzen uns in den Schatten des Arch und essen ein paar Cookies 😉

Der Weg zurück ist leider derselbe weil der Rundweg ebenfalls wegen dem Devils Garden gesperrt ist.

Als nächstes fahren wir noch ein paar einzelne Viewpoints ab, die aber keine gesonderte Erklärung benötigen.

Einen großen Teil im Park gibt es noch: „The Window Section“. Hier befinden sich auf sehr kleinem Raum viele große Arches (bzw. Windows).
Hier ist der Menschenandrang aber beinahe so groß wie beim Delicate Arch. Hunderte Menschen strömen die perfekt betonierten Wege zu den Windows nach oben. Und auch wenn diese wirklich imposant sind, zerstören die Menschenmassen das Bild.

Eigentlich wollte ich hier auch das bekannte Bild vom Turret Arch durch das North Window machen. Hierzu muss man jedoch einen Felsen auf der Rückseite hoch klettern. Und obwohl ich damit eigentlich kein Problem habe, war mir das auf halbem Weg dann deutlich zu gefährlich. Für ein Foto nicht wert …

Man findet also hier das North Window, durch das man auch gehen kann.

Das South Window:

Sowie den schon erwähnten Turret Arch, der eigentlich auch einen Babyarch hat 😉

Praktischerweise muss man zum nächsten Arch nur über die Straße gehen (wie könnte es anders sein). Hier findet sich ein ganz besonderer Arch – der Double Arch. Und wie der Name schon sagt, besteht er aus zwei Durchbrüchen. Mit Foto von uns 😉

Viel gibt es jetzt nicht mehr zu sehen. Ein paar Felsen bleiben noch übrig. Aber bevor wir zu diesen kommen gibt es noch einen besonderen. Der „Balanced Rock“ wird wohl nicht mehr allzu lange existieren. Wieso? Na seht ihn euch an:

So und jetzt noch ein paar kommentarlose Bilder der restlichen Felsen auf unserem Weg:

Tja das war also ein Tag im Arches National Park. Die Landschaft mit ihren Steinbögen hat eindeutig etwas Faszinierendes. Die Menschenmassen und die lieblose Parkbetreuung zerstören das jedoch. Beispielsweise war das Visitorcenter weder in der Früh noch am Nachmittag geöffnet und die Toiletten wurden an diesem Tag nicht gereinigt. Da sind wir aus anderen Parks wirklich besseres gewöhnt.

Da heute noch ein Sonnenuntergang ansteht und es mittlerweile 17 Uhr ist, überlegen wir was wir noch tun können und vor allem was wir heute essen.
Wir entscheiden die 10 Minuten nach Moab zurück zu fahren, zu tanken und unsere Lebensmittel aufzustocken. Dabei kaufen wir uns auch gleich Burritos die wir bei einer kurzen Pause im Motel essen.

Dann geht es aber auch schon weiter.
Zum Abschluss des Tages wollen wir uns nämlich den Sonnenuntergang im Dead Horse Point State Park ansehen. Dieser sperrige und doch sehr ungewöhnliche Name war im 19. Jahrhundert Programm. Der recht kleine Park hat nämlich eine geografische Besonderheit. Es handelt sich um ein sehr schmales Hochplateau von 600 Metern Höhe. An einer Stelle verengt sich diese Ebene auf eine Breite von nur 27 Metern, wie in der Karte gut ersichtlich ist:

In der Umgebung des Parks lebten früher sehr viele wilde Mustangs, die von Cowboys durch diese Engstelle zusammengetrieben wurden. Diese wurde hinter ihnen mit einem Zaun verschlossen um die besten Tiere aussortieren zu können.
In einem Jahr waren die Tiere entweder zu erschöpft oder die Cowboys vergaßen den Zaun wieder zu öffnen und so verdursteten hunderte Tiere grauenvoll beim Anblick des Colorado Rivers zu ihren Füßen. So entstand der Name “Dead Horse Point” (engl. für “Ort der toten Pferde”).

Die Gegend um den Dead Horse Point diente unzähligen Filmen als Hintergrund. Unter anderem wurden hier auch Filme wie Con-Air, Mission Impossible II und John Carter gedreht. Aber auch aus der neuesten Vergangenheit gibt es einen Vertreter: in der Erfolgsserie “Westworld” steht hier das Zentrum des Vergnügungsparks.

Wir erreichen den Park zirka 1,5 Stunden vor dem Sonnenuntergang. Der Eintritt ist für einen State Park mit $15 sehr hoch für das Gebotene, aber ok wir sind ja im Urlaub. Zuerst sehen wir uns noch den einen oder anderen Viewpoint an. Wir sind fast völlig alleine. Nur unzählige Streifenhörnchen beobachten uns genau … wie süß.

Diese blauen Becken dienen dem Bergbau. Durch Verdunstung werden Salze für die Düngerproduktion gewonnen. Der blaue Stoff hilft bei der schnelleren Verdunstung. Diese Becken sind auch sehr gut bei Google Earth zu sehen (unbedingt mal ansehen).

Jetzt geht es aber weiter, vorbei am Flaschenhals des Dead Horse Point zum eigentlichen Viewpoint.

Hier stehen bereits einige Fotografen mit ihren Stativen und knipsen was das Zeug hält. Kurz vor Sonnenuntergang werden es dann immer mehr. Ich stehe mit meiner Kamera allerdings in der ersten Reihe und habe somit kein Problem damit.

Das eigentlich schöne hier ist, dass das letzte Sonnenlicht die Klippen anstrahlt:

Der Sonnenuntergang selbst ist dann ziemlich gewöhnlich. Aber auch ein gewöhnlicher Sonnenuntergang ist noch schön 😉

Damit ist der Tag vorbei und wir packen im Motel schon die ersten Sachen. Morgen geht es dann 350 Kilometer weiter.

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Auf dieser Etappe kamen unter anderem folgende Dinge zum Einsatz: