An Tag 9 unserer USA Rundreise 2017 geht es auf den schönsten Trail der Reise in den Willis Creek Canyon. Außerdem machen wir einen kurzen Abstecher zum Kodachrome Basin und beenden den Tag im Devils Garden mitten in der Wüste.

Der Tag beginnt zur Abwechslung heute recht entspannt. Wir haben keinen Stress und können ein bisschen länger schlafen. Nach dem Koffer packen und Frühstücken sind wir um 9 Uhr schon im Auto. Schnell auschecken und dann zurück auf den Highway 12.
Unser heutiger Weg ist wirklich nicht lange. Eigentlich hätte ich dafür nicht einmal wirklich eine Karte gebraucht 😉

Wir fahren also nach zwei Nächten in Bryce in die kleine Ortschaft Escalante. Nun dieses Dorf hat gerade mal um die 800 Einwohner und liegt direkt am Highway 12. Der Name ist diesmal nicht auf die Mormonen zurückzuführen, sondern auf einen spanischen Missionar, der diese Gegend als erster Europäer erforscht hat. Ich glaube dieses Nest würde es nicht einmal mehr geben, wenn – ja wenn es nicht direkt an das “Grand Staircase-Escalante National Monument“ grenzen würde. Und weil der Name nicht so locker von der Zunge geht kürzt man es einfach GSENM ab – das lässt sich nämlich leichter aussprechen 😀

Im GSENM gibt es … nichts. Ja und was machen wir dann hier? Genau – das “Nichts” genießen. Dieses National Monument ist das größte am amerikanischen Festland und zählt abgesehen von Alaska, zu den einsamsten Gebieten in den USA. Kein Wunder, gibt es hier doch eigentlich nicht viel außer Wüste. Wer die US-amerikanische Science-Fiction-Western-Serie “Westworld” kennt, weiß was wir nun genießen, die Serie spielt nämlich um Escalante 😀
Das Gebiet erstreckt sich im Süden beinahe vom Grand Canyon kommend bis hinauf nach Escalante. Der Bryce Canyon bildet dabei die östliche Grenze. Das GSENM ist mit knapp 7.600km² größer als das Bundesland Salzburg in Österreich.

Hinweis: Die aktuelle Regierung in den USA hat beschlossen das GSENM drastisch zu verkleinern um den Kohleabbau zu ermöglichen (Stand Dezember 2017). Viele Teile die in diesem Bericht zu sehen sind gehören im Moment also nicht mehr zum geschützten Gebiet. Inwiefern sich dies auf die Sehenswürdigkeiten und die National Monument generell auswirkt, bleibt abzuwarten.

Woher der Name kommt ist ja jetzt zum Teil bereits geklärt. Das “Grand Staircase” (engl. für gewaltige Treppe) im Namen ist Programm. Denn das gesamte Gebiet ist wie eine riesige Stiege auf mehreren Etagen aufgebaut. Diese erkennt man allerdings nur aus sehr große Höhe.
Das National Memorial teilt sich dabei in drei Teile. Einerseits das bereits erwähnte “Grand Staircase”-Gebiet im Westen. Das Kaiparowits Plateau ist das trockenste und lebensfeindlichste Gebiet von allen, während das Gebiet der “Canyons of the Escalante” besonders für Touristen interessant ist.

Und genau die Canyons haben uns hierher getrieben. Die Abgeschiedenheit hat Vor- und Nachteile. Einerseits ist man natürlich quasi alleine, denn Touristengruppen sucht man hier (noch) vergeblich. Dies liegt allerdings daran, dass es hier weder befestigte Straßen noch ausgezeichnete Trails gibt, was der große Nachteil ist. Dazu kommt natürlich das Wüstenklima bei dem man sich jeden Schritt 2x überlegen sollte.

Na Lust bekommen? Dann Stiefel an, Wasser in den Rucksack und los marschiert!

Denn unser erstes Ziel ist bereits zum Greifen nahe – der Willis Creek Slot Canyon. Für alle die es nicht wissen: ein Slot Canyon wäre in Europa in etwa eine Klamm. Nur, dass in diesen meistens immer Wasser fließt. Slot Canyons entstehen nach sogenannten Flash Floods bei starken Regenfällen. Auf Grund des harten, nicht versickerungsfähigen Bodens bilden sich sehr schnell große Flüsse die eine gewaltige Kraft haben.

Zwischen dem Willis Creek und uns steht aber noch eine Dirt Road. Zum ersten Mal befahren wir in den USA bewusst eine längere Strecken darauf. Davor bleiben wir kurz im Visitorcenter stehen und befragen den Ranger nach dem Zustand der Straße und des Slots. Wir haben grünes Licht bekommen, sollten aber bei den sandigen bergauf Passagen aufpassen.
Wenig später endet dann die asphaltierte Straße und die Schotterpiste beginnt:

Die Straße selbst hat viele Rillen und enorme Schlaglöcher. Außerdem muss man zwei kleinere Flüsse durchqueren, die aber kein wirkliches Hindernis darstellen. Alles in allem haben wir das mit unserem Auto gut gemeistert. Stellenweise ist die Straße aber auch echt gut. Nur der Staub setzt sich natürlich überall am Auto ab 😉 Ich würde aber sagen, dass man sogar mit einem normalen Auto hier durch kommt.

Am Trailhead zum Willis Creek stehen einige Autos und wir treffen auch ein paar Gruppen im Canyon an. Leider sind dabei auch viele Kinder die sehr viel Lärm machen. Das stört ein wenig die Ruhe aber was soll man machen.
Der Willis Creek Trail verläuft immer entlang des Flusses. Wobei Fluss hier das falsche Wort ist. Es ist ja ein Creek – und somit eher ein Bach 😉
Man sollte hier zumindest wasserfeste Wanderschuhe (oder gar keine) anhaben weil man des Öfteren in das nur wenige Zentimeter tiefe Wasser steigen muss. Der Canyon selbst wechselt ständig zwischen offenen und Slotpassagen ab. Wunderbar zum Gehen – so toll, dass Katrin und ich gleich mal doppelt so weit gegangen sind als wir eigentlich wollten. Es gibt nämlich kein wirkliches Ende des Canyons und man sollte wirklich ab und zu auf das GPS schauen 😉 Aber irgendwann beginnt er „langweilig“ zu werden. Insgesamt sind wir dann für 9,5 Kilometer gute 2,5 Stunden unterwegs gewesen. Wir würden diesen Trail absolut jedem empfehlen. Es ist eine der schönsten Wanderungen die wir bisher erleben durften.
Ich lasse aber mal wieder einige Bilder sprechen:

Beim Verlassen des Canyons kommen uns dann enorm viele Leute entgegen. Unter ihnen auch eine Gruppe Asiaten mit typischer Touristenausrüstung. Die Damen und Herren sind von oben bis unten in Kleidung gehüllt und mit FlipFlops unterwegs. Aber solange die Leute Trinkwasser dabei haben lassen wir sie kommentarlos ziehen. Wie diese hier her kommen bleibt allerdings unbeantwortet, denn mit einem Bus ist es unmöglich.
Außerdem beginnt nun ein enormer Sturm, der uns den ganzen restlichen Tag erhalten bleiben wird. In der Wüste ist so etwas nicht lustig – da wird man richtig sandgestrahlt …

Am Parkplatz ist bereits ordentlich was los:

Weil wir ein bisschen unserem Zeitplan voraus sind, wollen wir nun auch noch den Kodachrome Basin State Park besuchen, der ganz in der Nähe liegt. Außerdem ist dieser über eine normale asphaltiere Straße zu erreichen 😉

Hier gäbe es eigentlich sehr viele Trails. Viele davon sind aber leider sehr lange und anstrengend. Dafür haben wir leider keine Zeit mehr und so entscheiden wir uns für die zwei kleineren. Für die $8 Eintritt wird einem hier nicht gerade viel geboten aber die Infrastruktur ist extrem gut gepflegt. Eigentlich gibt es aber nur die namensgebenden Berge zu sehen. Diese wurden nach dem Farbfilm (das Ding bevor es Digitalkameras mit Speicherkarten gab) der Firma Kodak benannt. Ich poste hier wieder kommentarlos Bilder dieser beiden Trails:

Nach einer nochmal einstündigen Fahrt erreichen wir dann endlich Escalante. Und es ist genauso wie man sich so eine kleine Stadt in der Wüste vorstellt. Viel Nichts mit ein paar Häusern drin. Würde es die Hauptstraße nicht geben, könnte man hier ohne Probleme einen Westernfilm drehen.
Wir fahren schnell beim Visitor Center vorbei und befragen den Ranger wieder über die Straßen- und Canyonverhältnisse. Eigentlich wollte ich morgen unbedingt den „Zebra Slot Canyon“ sehen, was mit ein Grund für die Reise im Juni war (da dieser dann meistens trocken ist). Ich wusste aber schon von einem Reisenden aus der Vorwoche, dass der Canyon unter Wasser stand. Ich fragte trotzdem den Ranger der sofort mit dem Kopf schüttelte „I wouldn’t do that“. Er erklärte es auch: offenbar gab es genau in der Brutzeit der Vögel einen starken Regenfall und die Vögel sind alle verendet und schwimmen nun im Wasser rum. Wasser alleine hätte uns schon abgehalten, aber das widert sogar den Ranger an – und ist abgesehen davon auch gesundheitlich bedenklich.
Alle anderen Pläne segnet er aber ab und auch bei unserem Auto hat er keine Bedenken.

Ich möchte hier auch mal kurz etwas zu den Rangern erwähnen. In keinem Land der Welt habe ich bisher Leute erlebt die so sehr für ihren Job brennen. Das ist nicht nur ihr Beruf sondern die Berufung. Klingt doof, ist in diesem Fall aber so. Nicht nur, dass die meisten ein ausgezeichnetes Wissen besitzen, drängen sie ihre Hilfe förmlich auf. Und das alles für so gut wie keinen Eintrittspreis. Danke dafür!

Unser Motel ist keine 100 Meter weiter und daher auch schnell gefunden. Viel Auswahl gibt es in Escalante nicht, aber wir haben zumindest das am besten bewertete. Das Schild mit der Tripadvisor Wertung am Eingang ist größer als das des Hotelnamens.
Wir finden aber nicht, dass es der Bewertung gerecht wird. Mit Abstand ist dies das schlechteste Hotel der heurigen Reise. Für die knapp 80$ kann man wirklich mehr erwarten. Aber wir wussten, dass die nächsten Tage hoteltechnisch nicht leicht sein werden, also sind wir drauf eingestellt. Die Hotelbewertung findet ihr wie immer am Ende von diesem Beitrag.

Wer jetzt denkt der Abend ist gegessen und das ist das Ende vom heutigen Blog irrt gewaltig. Es ist 17 Uhr und jetzt beginnt erst das beste Licht des Tages! Also keine Müdigkeit vortäuschen, denn es geht weiter.

Zuerst brauchen wir aber etwas im Magen und da bietet sich das zum Hotel gehörende Restaurant gut an. Viel gibt es hier ja nicht wenn man nicht grad seine eigene Kuh jagen möchte 😀
Wir sind um diese Zeit natürlich die ersten und teilen uns eine Portion „Smoked Meat Combi Dinner“ mit „Thin Crispy Fries“. Als „Meat“ gibt es „Smoked Sliced Brisket“ und „Smoked Port Ribs“.

Das Essen war ok, aber nicht herausragend. Die Fleischqualität war jedoch absolutes Topniveau. Die Fries gehören aber definitiv mit zu den besten die ich je gegessen habe, auch wenn sie nicht so aussehen..

So jetzt geht es aber zurück auf die Dirtroad … die „Hole in the Rock Road“ (kurz: HitRR). Diese ist in einem weit besseren Zustand als jene am Vormittag, aber auch hier hat man mit tiefen Rillen zu kämpfen. Außerdem gibt es hier einen ganz schönen Verkehr (von Autos und Kühen).
Einmal mussten wir kurz stehen bleiben weil uns eine ganze Herde Kühe im Weg stand. Dabei vor allem kleine Kälber. Safari auf amerikanisch quasi 😉


(sorry ist nur ein Screenshot aus dem Video)

Nach mühsamen 18 Kilometern kommen wir dann am „Devil’s Garden“ an.

Hier gibt es auf einer recht kleinen Fläche sehr viele Hoodoos und anderer Gesteinsformationen zu sehen. Man kann auf ihnen frei herum klettern wie man möchte. Auch zwei Arches (Bögen) sind dabei.
Eigentlich wollten wir hier auch noch den Sonnenuntergang abwarten, aber der Wind war so unangenehm, dass wir beschlossen früher zu fahren. Wegen der Straßenverhältnisse war mir das sowieso lieber. Bei Nacht kommt man hier noch langsamer voran.

Ich will auch gar nicht viel reden sondern auch ein drittes und letztes Mal in diesem Artikel eine Bildsammlung posten:

Jetzt bleibt mir nicht mehr viel übrig, als mich mit diesem Foto der HitRR beim Sonnenuntergang ins Bett zu verabschieden und hoffe, dass wir darin schlafen können.

Hotelbewertung: Circle D Motel

Location: Man hat in und um Escalante nicht wirklich eine große Auswahl. Die Lage ist für Ausflüge auf der HitRR sehr gut. Das Motel liegt mitten in Escalante, aber zu Fuß gehen ist hier sowieso nicht angedacht. Dafür ist das Restaurant direkt nebenan und durchaus gut.

WLAN: Für diese abgeschiedene Gegend ein wirklich gutes WLAN. Mit dem Handy hat man hier kaum Empfang. Das ist also einiges Wert.

Preis pro Zimmer/Nacht: ~ $80 (es gibt einige -10% Gutscheine im Netz und auch direkt auf der Motelhomepage)

Parkplatz: Moteltypisch direkt vor der Tür.

Bemerkung: Ein sehr altes und enorm abgewohntes Motel. Eine Renovierung wäre hier dringend notwendig, aber vermutlich sind die Mittel wegen der nur wenigen Touristen nicht vorhanden. Dafür sind die Zimmer eigentlich sauber, auch wenn es nicht so wirkt. Der Vermieter mag vielleicht dem ein oder anderen gefallen weil er sehr amerikanisch wirkt. Uns kam er aber sehr umständlich vor. Er war aber sehr freundlich.

Unsere Bewertung: 3 von 10 Sternen